Freitag, 11. Januar 2013

GO WITH THE FLOW ........

Unterwegs in Phnom Penh

Es ist eine relativ überschaubare Stadt zumindest was die Downtown betrifft.
Mit dem Strassenplan sollte man sich selber Vertraut machen,denn mit den Strassennummern kennen sich die meisten TukTuk oder Mopeddriver sowieso nicht aus. Am Besten man weiß irgendeine Sehenswürdigkeit oder einen Tempel der am Fahrtziel liegt. Nur keine Strassen- oder gar Hausnummer angeben.
Angeblich sollte Phnom Penh unter den asiatischen Großstädten jene sein, die sich einen "ländlichen" Charakter erhalten haben soll.
Nun ländlich haben wir es nicht empfunden, aber irgendwie wirkt alles sehr gelassen und entspannt für eine Großstadt mit 2 Millionen Einwohner. Auf jeden Fall ganz anders als Bangkok.
Ein Blick auf den Tonle Sap River, der sich später mit dem Mekong vereint.
Die Fahrradrikschas sind hier noch häufig anzutreffen - wir haben sie nicht benutzt, denn wir wollten keinen menschlichen "Airbag" abgeben ;-)
Wie immer gilt: Wenn man sich an den chaotischen Verkehr gewöhnt hat und schön mit dem Strom mitschwimmt ist alles ganz easy.
"Go with the flow" wie man hier sagt. Dieses Motto gilt hier in allen Lebenslagen. Mag sein, dass man in Europa an die Quelle kommt wenn man gegen den Strom schwimmt, hier sicher nicht.

Doch lange wird das alles so nicht mehr sein. Der Raubkapitalismus frisst sich wie ein Krebsgeschwür durch den Moloch Pnohm Penh. Alles wird höher, größer, schneller, teurer, westlicher.
Die Autos derer die es sich leisten können immer dicker, große SUVs versperren dir mittlerweile als Fußgänger, quer über den Gehsteig geparkt, den Weg.
Wenn es nicht Autos sind die den Weg versperren, dann sind es "Lokale" ....
.....oder Horden von Bettlerinnen mit Kindern
Doch aufgepasst - bei weitem nicht alles sind arme Leute die in der Stadt betteln. Betteln ist hier auch ein "Nebenjob" nach der Arbeit. Oft gehören den Frauen die Kinder gar nicht und sind nur ausgeliehen. Auch so mancher Rollstuhlfahrer ist tagsüber unter Umständen gesund ganz wo anders anzutreffen.

Der Autoverkehr nimmt zu, die Anzahl an Zweirädern und TukTuks ist unüberschaubar, und man fragt sich, wie lange wird es noch Fahrrad-Rikschas geben ? Die Häuser werden immer höher, die alten werden abgerissen, die klassischen Holzhäuser sind kaum noch zu finden, die französische Kolonialarchitektur wird durch internationale Glas- und Reklamefronten zunehmend abgelöst.
Supereinkaufszentren im amerikanischen Stil schießen hoch.......
......ein Gutes haben jedoch die Supermärkte, man bekommt fast alles und so haben wir uns um 4,50 Dollar seit langem wieder einmal echte Butter geleistet - die kriegt man sonst kaum wo :-)
Die Infrastruktur, soweit überhaupt vorhanden, beispielsweise die Müll- und Abwasserversorgung kommt nicht im Ansatz mit und die Stadt droht schon heute im Dreck und Plastikmüll zu ersticken. Auch die Luft ist zum Schneiden und man ist zeitweise Gerüchen ausgesetzt, die man nicht beschreiben kann. Man versteht, dass Menschen hier mit Mundschutz herumlaufen, aber langfristig wird das nicht genügen, geschweige denn etwas nutzen.
Nun eine Woche kann man es hier trotzdem aushalten und wir machten uns meistens zu Fuß oder mit TukTuk daran die Stadt zu erkunden.
Hatten wir es in Bangkok mit dem Königsgeburtstag zu tun, so waren wir in Phnom Penh gerade zur Zeit des Sterbetages des Königs unterwegs, was defacto auch bedeutet: Nichts geht an diesem Tag. Aber auch die Tage vorher und nachher war zB. der Königspalast für uns nicht zugänglich.

Natürlich haben wir uns den Hausberg Wat Pnomh angesehen (Pnohm bedeutet ja Hügel) und andere Tempel.

Auch ein Besuch des Nationalmuseums war Pflicht. Das Nationalmuseum zeigt hauptsächlich Ausgrabungsstücke aus Ankor Wat und ärgerte uns mit einem Fotoverbot, an das wir uns natürlich nicht gehalten haben ;-)

Sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen heißt in Pnohm Penh auch sich mit der jüngeren Geschichte auseinandersetzen zu müssen. Ein schauriges Kapitel. Die Killing Fields haben wir nach dem Besuch des Genozid Museums TUOL SLENG (Former Office S21 - "Kampuchea Democratic") ausgelassen. Uns haben die dortigen Totenschädel und Foto-Dokumente sowie Berichte über Folter und unmenschliche Grausamkeiten gereicht.




Das einzig erfreuliche ist, dass auch diese Zeit zumindest von einigen Wenigen überlebt worden ist. Von einem ehemaligen Überlebenden des Gefangenenlagers haben wir ein Buch gekauft, das ein einmaliges Zeitzeugendokument der unmenschlichen Vorgänge unter dem Regime der Roten Khmer ist. Bou Meng (heute 72 Jahre alt) engagiert sich im Sinne von "Justice for the future not just for the victims".
Es ist wichtig das viele junge Kambodianer heute noch von Menschen wie ihm aus erster Hand erfahren können was Politik anrichten kann. Seine fundamentale Aussage: "Genocide has always been a political act and always will be "

Doch nun wieder zurück ins Heute. Noch lebt die Stadt sehr traditionell und die klassischen Märkte und Garküchen entlang der Strassen bieten ein buntes Bild.
Sie sind für viele Menschen die Grundlage ihrer Existenz. Zeitweise auch für uns, denn das Essen ist günstig und füllt den Magen.
Nicht alles trifft unseren Geschmack und schon gar nicht die "1000jährigen" Eier :-(
 "1000jährige" Eier sind Enteneier, die in Gläsern mit Salzlake gelagert werden, bis die Schale schwarz und das Eiweiß und Eigelb zu einer gallertartigen Masse geronnen sind, die an die Konsistenz weich gekochter Eier erinnert.
Kurz erwähnen möchten wir an dieser Stelle den "berühmten" Nachtmarkt von Phmom Penh.
Also gleich vorweg wir waren enttäuscht. Da half es auch nichts dass wir bei der  Hinfahrt ein TukTuk mit Beleuchtung und Musik hatten, das uns auf das Erlebnis einstimmen sollte.

Der Markt war ein Fetzenmarkt mit Beleuchtung, in der Mitte eine große Showbühne mit lauten Sängerinnen und Sängern und der "kuliarische Höhepunkt" - angeblich ein "HAMMMER" - wie es ein deutscher Traveller unverständlicherweise in seinem Blog geschrieben hat entpuppte sich als eine ungustiöse Sache. Vielleicht lag es auch daran, das wir gleich zu Beginn fette Fleischfliegen beobachtet haben, die ihre Eier eifrig in die angebotenen Fleischspießchen gelegt haben, oder auch nur daran, dass wenn man den wunderbaren Essensmarkt in Marakesch bei Nacht erlebt hat, einem halt nicht mehr so schnell etwas begeistert. So haben wir halt ein paar nette Fotos gemacht und uns anschließen in einer nahe gelegenen Bar die "Happy Hour" mit ein paar Cocktails versüsst.
Zunehmend schießen touristische Lokale aus dem Boden, deren Preisgefüge als amerikanisch-europäisch-westlich zu bezeichnen ist. Auch das Nahrungsangebot geht in Richtung internationaler Küche. Die Leistung hinkt aber noch weit hinterher.´
Doch eines kann man festhalten: Billig ist es in solchen Arealen Phnom Pehns (bzw. gilt dies auch für andere Regionen Kambodschas) schon lange nicht mehr und die Gier nach harten Dollars kennt keine Grenzen mehr!
Abschließendes Resumee: 
(Noch) eine interessante Stadt, aber leben möchten wir hier nicht müssen.

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